5/2022 Lebendige Stadtteilkarte
Beteiligung in der Stadtentwicklung ist komplex, insbesondere wenn man nicht nur die üblichen Verdächtigen beteiligen möchte, sondern möglichst alle Betroffenen, egal wie wenig Zeit sie haben, wie gut oder schlecht sie die vorherrschende Sprache sprechen und verstehen und wie groß ihr Selbstbewusstsein ist. Ein wichtiger Ansatz dafür – neben vielen anderen – ist die Kombination von digitalen und analogen Kommunikationskanälen. Ein Modell dafür, das seit einigen Jahren in Wien angewandt wird, ist die so genannte „Lebendige Stadtteilkarte“, die von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung der Bezirke Floridsdorf und Donaustadt (Auftragnehmer Stadtluft, Caritas, Dialog Plus) entwickelt wurde. Der erste Anwendungsfall ist das Stadtentwicklungsgebiet Neu-Leopoldau im Norden Wiens, am Areal eines ehemaligen Gaswerks. Dort entstanden in den letzten Jahren etwa 1.400 neue Wohnungen. Um die Kommunikation mit und zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Gebiets zu unterstützen, wurde eine Webplattform erstellt, die einerseits in Form einer Karte Tipps, Informationen und Wissenswertes versammelt und andererseits in einem Blog Wissen zugänglich macht. So soll die Orientierung im Stadtteil erleichtert und Lust gemacht werden, die Umgebung genauer kennenzulernen. Die Vermittlung von Themen geschieht mithilfe von Avataren, von fiktiven Bewohnern des Gebiets: eine neue Nachbarin, eine Bautechnikerin, ein langjähriger Anrainer und ein Jugendlicher aus dem Umfeld. Die Karte bietet Informationen in verschiedenen Kategorien: Mobilität, Freizeit, Bildung, Gut versorgt. Damit sollen alle fürs Alltagsleben wichtigen Bereichen abgedeckt werden. Man findet hier die Bus-, Straßenbahn- und U-Bahnlinien der Umgebung, Radwege und Garagen, Hundezonen, Parks und Sportvereine, Schulen und Kindergärten ebenso wie Nahversorger, Gasthäuser und Ärzte. Dazu kommen vier stärker interaktive Informationskategorien: Neues aus der Nachbarschaft ist eine davon mit allem, was sich aktuell ändert. Wissenswertes informiert über die nähere Umgebung: Wo kann man gut mit dem Hund spazieren gehen, wo gibt es interessante historische Gebäude? Der Bereich Bau aktuell lieferte über die letzten Jahre Hinweise, was sich auf den vielen Baustellen des Gebiets gerade tut und welche Gebäude wann fertig gestellt werden. Und Entdeckungen berichtet über Orte im Umfeld, die besuchenswert sind. Der umgekehrte Informationskanal ist „Mein Tipp“, wo sich Benützer selbst mit Hinweisen beteiligen können: Wo ist der nächste Briefkasten, wo ist ein großer Spielplatz?