10/2018 Klimavisualisierungen

Nach dem außergewöhnlich heißen Sommer 2018 ist das Web voll davon: Visualisierungen der Klimaentwicklung der Erde. Wenn man die betrachtet, wird schnell klar, dass der letzte Sommer nur im langfristigen Vergleich extrem war, seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts sind heiße Jahre ganz normal. Die folgenden Beispiele sollen eine kleine Übersicht zum Thema liefern. Zunächst der Blog-Beitrag des Klimaforschers Ed Hawkins, der Zeitreihen für die Welt insgesamt und bestimmte Orte zeigt – die Reihen beginnen, je nach verfügbaren Daten, zwischen dem späten 18. und dem frühen 20. Jahrhundert und gehen bis heute, jedes Jahr wird entsprechend der Durchschnittstemperatur auf einer Skala zwischen Blau und Rot dargestellt. Man sieht zwar überall eine deutliche Entwicklung zu heißeren Temperaturen, aber an vielen Orten ist die Veränderung gar nicht so massiv sichtbar. Erst wenn man die Zeitreihe für die globale Entwicklung betrachtet, wird der – euphemistische – Begriff Klimawandel deutlich: Bis ca. 1930 sind die Balken vorwiegend blau, dann werden sie hell, und dann, ab der Jahrtausendwende, werden sie plötzlich dunkelrot. Eine etwas andere, noch eindrucksvollere Visualisierung bietet der Meteorologe Antti Lipponen mit einem kleinen Film. Er setzt alle Länder der Welt einfach dem Alphabet nach in eine Matrix und zeigt für jedes Jahr ab 1880 die Abweichung der Temperatur vom langjährigen Durchschnitt. Während diese Animation anfangs recht unspektakulär wirkt, beginnt um 2000 der Horror: Die gesamte Fläche ist fast durchgehend rot, man bekommt es geradezu mit der Angst zu tun. Die New York Times brachte im August eine interaktive Darstellung zum Thema: Wie viel heißer ist Ihre Heimatstadt im Vergleich zu Ihrem Geburtsjahr? In meinem, zum Beispiel, gab es jährlich im Durchschnitt einen Tag, an dem über 32 Grad Celsius erreicht wurden. Heute ist der Durchschnitt sechs Tage. Wenn ich 80 bin, werden es zehn Tage sein. 2100 könnten es bis zu 29 Tage sein, und damit ist Wien noch gut dran. In Jakarta wird diese Temperatur dann das ganze Jahr hindurch anhalten, während sie sich 1960 noch auf fünf Monate beschränkt hatte. Und schließlich eine St0ry des Guardian darüber, welche Städte ohne Klimatisierung bewohnbar sind. Kurze Zusammenfassung des Resultats: Die Zahl der Städte, die weder Heizung noch Kühlung benötigen, ist verschwindend gering. Und auch die Städte, die nur Heizung, aber keine Kühlung brauchen, sind zukünftig nicht mehr viele.

www.climate-lab-book.ac.uk/2018/warming-stripes/

www.flickr.com/photos/150411108@N06/43350961005/
www.nytimes.com/interactive/2018/08/30/climate/how-much-hotter-is-your-hometown.html
www.theguardian.com/cities/ng-interactive/2018/aug/14/which-cities-are-liveable-without-air-conditioning-and-for-how-much-longer