6/2002 HomeLab

In Eindhoven in den Niederlanden wurde Ende April von Philips das so genannte HomeLab eröffnet, eine Versuchsstation für zukünftige Wohntechnologien, in der getestet werden soll, wie Menschen mit neuer, „intelligenter“ Technologie im täglichen Leben interagieren könnten. Anders als bei vielen bisherigen „Smart Homes“, Zukunftshäusern oder intelligenten Wohnungen werden diese Tests hier aber anders ablaufen: „Versuchsfamilien“ sollen 24 Stunden bis zwei Monate lang im Wohnlabor leben und dabei rund um die Uhr beobachtet werden. Bisher war es eher üblich, einer Testfamilie ein Wohnhaus technisch auszustatten und diese dann über die täglichen Erfahrungen mit der Technologie zu befragen. Doch Big Brother und Co. haben wohl auch der Marktforschung neue Wege aufgezeigt: Es gibt Menschen, für die es kein Problem ist, ständig unter Beobachtung zu stehen. Der von Philips für das Konzept verwendete Begriff ist „Ambient Intelligence“. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die „Intelligenz“ der Technik von der Lebensumgebung quasi selbstverständlich zur Verfügung gestellt wird, so wie heute jede Wohnung mit Strom-, Gas-, Wasserversorgung, Telefonansschluss und Fernsehempfänger ausgestattet ist. Nach diesem Konzept bietet jeder Wohnraum Zugang zu Information bzw. Wissen – ein anderes, in der IT-Forschung verwendetes Wort dafür ist „Ubiquitous Computing“, aber der marketinggerechte Philips-Begriff stellt dem gegenüber nicht die Technik, sondern das von der Technik zu Liefernde in den Vordergrund. Die Technik soll auf den Menschen reagieren, statt dass die Menschen technische Geräte programmieren müssen. Ziel ist die „nahtlose“ Integration in gewöhnliche Lebensumfelder. Man kann hier eine konzeptionelle Nähe zu Ideen des „Wireless Computing“ erkennen mit dem Unterschied, dass durch die Beschränkung auf ein bestimmtes Wohnumfeld drahtlose Technologien nicht unbedingt nötig sind und damit viele der damit verbundenen Probleme wegfallen. Eine Reihe von Ideen ist mit dem Konzept „Ambient Intelligence“ verbunden. Worte dafür sind „sensitiv“ und „responsiv“ – die Systeme reagieren auf übliche menschliche Kommunikationsäußerungen, statt dass man etwa ein Keyboard bedienen muss, sie verstehen also zum Beispiel gesprochene Sprache, und sie interpretieren alltägliche Handlungen als Befehlseingaben, ohne dass ein Befehl in irgendeiner Form angekündigt werden muss; oder „personalisiert“ und „adaptiv“, das heißt, der jeweilige Benutzer wird automatisch erkannt und es wird nur die für ihn persönlich bestimmte Information geliefert; all diese Ideen bergen natürlich vielfältige Möglichkeiten für Missverständnisse, die die Fehleranfälligkeit derzeitiger Systeme vervielfachen können.