12/2000 Holocaust Memorials im Netz

Bei der Recherche zum Thema Holocaust im Netz kann man sich alle Vorurteile über die üblen Seiten des Internet vollständig bestätigen lassen: Bei der Suche nach dem Schlagwort “Holocaust Memorial Judenplatz” liefert manche große Suchmaschine Links zu rechtsextremen revisionistischen Seiten an der ersten Stelle. Allerdings gibt es inzwischen Websites, die derartigem Müll offensiv entgegentreten, wie zum Beispiel HateWatch, das seit 1996 die Beobachtung so genannter “Hate Groups” im Web betreibt, oder das Shoa Project, eine deutschsprachige Site, die statt mit Zensur mittels Information gegen neonazistische Umtriebe vorgehen will. Aber nun zum eigentlichen Thema: Die Eröffnung des Holocaust-Mahnmals am Wiener Judenplatz Ende Oktober lieferte den Anlass, einen Überblick zur Präsenz von Memorials im Internet zu bieten. Im Museum am Judenplatz neben dem Mahnmal stehen einige Terminals, an denen die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes erhobenen Daten des Projektes “Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer” abgefragt werden können, diese sind jedoch nicht per Web zugänglich. Die älteste und bedeutendste Institution zur Erinnerung an die Shoa ist Yad Vashem in Jerusalem, deren Website ein breites Angebot an Information, Online-Ausstellungen und Besuchsvorbereitungen bietet. Es ist für Verwandte und Bekannte eines bisher unbekannten Opfers möglich, eine so genannte “Page of Testimony” abzugeben, damit die Erinnerung an diese Person gewahrt werden kann. Und Yad Vashem bietet Zugang zum Projekt “Eleventh Hour Collection”, bei dem Objekte, Tagebücher und Dokumente, die mit dem Holocaust zu tun haben, gesammelt werden, sowie eine Liste der bisher ernannten “Righteous Among the Nations”, also Personen, die ihr Leben riskierten, um Juden vor dem Holocaust zu bewahren. Das United States Holocaust Memorial Museum in Washington D.C. bietet ein gleichfalls sehr umfangreiches Spektrum an Information – eine aktuelle Neuerung ist die Committee on Conscience Site, auf der Warnungen über aktuell drohenden Völkermord publiziert werden – derzeit steht der Sudan im Fokus. Die dritte große Institution ist das Simon Wiesenthal Center mit seinem Museum of Tolerance in Los Angeles. Das Wiesenthal Center widmet sich derzeit schwerpunktmäßig den weltweiten Gewaltausbrüchen gegen Synagogen und Juden in der unmittelbar letzten Zeit, die mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten zusammen hängen. Die Website der Stiftung “Topographie des Terrors” erlaubt einen Überblick über alle Gedenkstätten in Deutschland. Während man bei Steven Spielbergs Survivors of the Shoah Visual History Foundation im Web nur Lehrmaterialien wie CD-ROMs und Videos kaufen kann, erlaubt das Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies der Yale University den direkten Zugang zu einigen Interviews sowie zu einem Katalog. Ein sehr umfangreiches “privates” Informationsangebot ist die seit 1995 bestehende Cybrary of the Holocaust, ebenso wie das Nizkor Project, das einen ausgezeichneten Überblick bietet. Und um schließlich auf Österreich zurück zu kommen: Sehr ergiebig für Interessierte ist die Website der österreichischen Historikerkommission, bei der alle bisher erstellten Gutachten im Auftrag der Kommission (zu den Themen Entzug von Mietrechten, “Arisierung” und Rückstellung von Wohnungen in Wien, Zwangsarbeiterzahlen) vollständig als PDF- und Word-Files zum Download vorliegen.

www.hatewatch.org

www.shoahproject.org
www.yad-vashem.org.il
www.ushmm.org
www.ushmm.org/conscience
www.wiesenthal.com
www.topographie.de/gedenkstaettenforum/uebersicht
www.vhf.org remember.org
www1.us.nizkor.org
www.historikerkommission.gv.at