Grüne Daumen

„Grüne Daumen“, in: Der Standard/Album, 16.08.2008, S. A4

Volltext

Ausschnitt:

Community Gardens sind Werkzeuge der Stadtreparatur von unten und der Integration – und damit bei vielen Stadtverwaltungen im Gegensatz zu den Bewohnern nicht gern gesehen.
Loisaida (der puertoricanische Name für Lower East Side) in Manhattan, Anfang der 1970er-Jahre. Wo früher mit “Kleindeutschland” die erste nichtenglischsprachige ethnische Enklave der USA bestand und sich Ende des 19. Jahrhunderts die jüdisch-osteuropäische Lower East Side entwickelte, leben mittlerweile vor allem Immigranten aus Lateinamerika. Die Steuerkrise führt in New York zum Stadtverfall, der sich hier besonders deutlich bemerkbar macht. Die verlassenen Grundstücke in der Alphabet City, wie das Gebiet wegen der Avenues A, B, C und D auch genannt wird, fallen ins Eigentum der Stadt und werden Anziehungspunkte für Drogen, Prostitution und Verbrechen. Das Viertel liefert den Hintergrund für Martin Scorseses Film “Taxi Driver”. Oder, dieselbe Geschichte aus anderer Perspektive erzählt: Die Politik der “spatial deconcentration” (Reduktion der Bewohnerdichte in innerstädtischen Armenvierteln) nach den “Rassenunruhen” der 1960er-Jahre lässt in überbevölkerten Nachbarschaften verlassene Polizeistationen, aufgegebene Banken und zum Versicherungsbetrug abgebrannte Gebäude zurück. Zwischen den bewohnten Häusern gibt es mehr und mehr ungenützte Grundstücke, die zu Müllhalden werden.