7-8/2015 Gehsteiglabors

Google, der Konzern, der offensichtlich bei allen wichtigen Zukunftstechnologien ganz vorne mit dabei ist, hat sich ein neues Betätigungsfeld gesucht: die Stadt. Das neu gegründete Unternehmen nennt sich Sidewalk Labs und bezeichnet sich als „urbanes Innovationsunternehmen“ mit dem Ziel, das Stadtleben für Bewohner, Unternehmen und Stadtregierungen durch „städtische Technologien“ zu verbessern. Der Firmenname mit seinem Bezug auf eine bestimmte Form der Stadtbenützung, nämlich das Zu-Fuß-Gehen, spricht offensichtlich eine derzeit sehr aktuelle Vorstellung von Stadt an – und ist keineswegs selbstverständlich, schließlich investiert Google auch massiv in das „driverless car“ und könnte auch ganz andere Leitvorstellungen vom städtischen Leben transportieren. Der Hauptsitz der Firma ist Mountain View im Silicon Valley, nicht gerade ein sehr urbanes Umfeld, jedenfalls nicht im Sinne der europäischen Stadt. Aber davon setzen sich die Sidewalk Labs dezidiert ab, ihr Sitz ist die europäischste amerikanische Stadt, New York City, und ihr CEO ist Dan Doctoroff, ehemaliger Vizebürgermeister für wirtschaftliche Entwicklung und Wiederaufbau. Google hat offensichtlich nicht vor zu kleckern, sondern zu klotzen: Googles Ko-Gründer Larry Page vergleicht das neue Projekt mit zwei der wichtigsten Investitionen dieses Konzerns, einerseits das Biotech-Unternehmen Calico, das Methoden gegen die menschliche Alterung entwickeln will, und andererseits das Forschungslabor Google X, das sich mit Themen wie Google Glass und vielen anderen Erfindungen befasst, darunter eben auch das fahrerlose Auto. Sidewalk Labs will auf technologische Ansätze wie das Internet der Dinge, flexible Gebäude und Infrastrukturen setzen. Flexible Gebäude sind schon beim derzeit in Planung befindlichen neuen Google-Campus von BIG ein zentrales Thema: Unter einem transparenten Dach sollen Roboterkräne die Leichtbaustrukturen dieses Bürogebäudes selbstständig errichten und verändern können. Solche Ansätze will Google nun auf städtische Probleme anwenden, beispielsweise auf die Effizienz öffentlicher Verkehrsstrukturen, die Reduktion von Wohnkosten, Energieverbrauch und Verschmutzung, größere Angebote an Grün- und Freiräumen, die Sicherheit von Radwegen und die Verkürzung von Pendlerstrecken. Google setzt somit ganz auf Technologie, um Städte so zu verändern, dass sie „lebenswerter, flexibler und dynamischer“ werden. Es bleibt zu hoffen, dass aus dem technologischen kein technokratischer Zugang wird.

www.sidewalkinc.com