9/2012 Gefängniskarte

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die höchste Inhaftierungsrate der Welt, um etwa 30 Prozent höher als in Russland und ungefähr sechs Mal so hoch wie in China. Insgesamt sind in den USA 2,3 Millionen Personen inhaftiert, weitere 4,9 Millionen sind auf Bewährung, das heißt in Summe handelt es sich dabei um 3,1 Prozent der gesamten erwachsenen Bevölkerung. Obwohl die USA nur etwa 5 Prozent der weltweiten Bevölkerung umfassen, lebt dort ein Viertel aller weltweit Inhaftierten. Die Inhaftierungsrate ist seit den 1980er Jahren massiv angestiegen, und sie ist vor allem so hoch wegen der wesentlich längeren Gefängnisstrafen, die in den USA im Vergleich zu anderen Ländern ausgesprochen werden, und wegen des seit Nixon und, vor allem, Reagan laufenden „War on Drugs“. Für den Strafvollzug werden jährlich etwa 74 Milliarden Dollar ausgegeben – dem entsprechend handelt es sich mittlerweile um einen wichtigen Wirtschaftszweig. Seit der Teilprivatisierung des Strafvollzugs Mitte der 1980er betreiben Unternehmen wie Corrections Corporation of America, Geo Group, Inc. (früher Wackenhut) und Management and Training Corporation eigene Gefängnisse im öffentlichen Auftrag – etwa 8 Prozent der bundestaatlichen und staatlichen Gefangenen sitzen in privaten Gefängnissen. All diese Fakten lassen sich kaum in ein vorstellbares Bild davon übertragen, was dieses Strafvollzugssystem für die USA bedeutet. Der New Yorker Student Josh Begley versuchte mit seinem Prison-Map-Projekt, genau dieses Vorstellungsvermögen zu stimulieren. Er verwendete die Datenbank Correctional Facility Locator der Prison Policy Initiatve, die neben vielen anderen Daten die genauen Orte aller Gefängnisse in den USA enthält, extrahierte daraus die Koordinaten und versammelte so auf seiner Website Satellitenbilder aller 4.916 Gefängnisgebäude, die er mittels eines kleine Scripts bei Google Maps automatisiert erstellt hatte. Die Bilder werden im Raster gezeigt, ohne ergänzende Informationen über Ort und Typ, und gerade dadurch wirkt nicht nur ihre schiere Menge, sondern es zeigen sich Muster: Die meisten liegen im ländlichen Nirgendwo, sie folgen strengen geometrischen Schemata in der Gesamtanlage und bezüglich der einzelnen Gebäude, die oft X- oder Y-förmig sind, und sie erinnern teilweise erstaunlich an die Terminalgebäude großer Flughäfen, die ähnliche Formen besitzen, um über möglichst viele Gates ins Flugzeug und damit weg, an einen anderen Ort zu gelangen; das genaue Gegenteil, das Verhindern jedes Ortswechsels, erreichen die Gefängnisse mit ähnlichen Geometrien (wenn auch anderen Maßstäben) – um möglichst viele winzige Zellen mit Licht und Luft zu versorgen.

prisonmap.com