12/2021 Fußabdruck

Gernot Wagner ist Klimaökonom, stammt aus Amstetten und lehrt an der New York University. In diesem Jahr veröffentlichte er den Band „Stadt, Land, Klima. Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde retten“, in dem er das Leben seiner Familie beim Versuch beschreibt, möglichst wenig Kohlendioxid zu produzieren. Das bedeutet nachhaltige Energieproduktion, Mobilität im Umweltverbund statt mit dem Auto – und, vor allem: nicht im Speckgürtel leben! Das ist deshalb wichtig, weil man in der dichten Stadt und am freien Land relativ wenig Emissionen bewirkt, während das in Suburbia gar nicht möglich ist. Dort wohnt man in freistehenden Einfamilienhäusern, die enorme Flächen verbrauchen und deshalb enorm viel Pkw-Verkehr benötigen. Und auch wenn viele Stadtbewohner gar nicht so CO2-sparsam leben, etwa weil sie häufig fliegen: Sie könnten auf recht einfache Weise auf eine klimaschonende Lebensweise umstellen, etwa wenn ein CO2-Preis das Fliegen verteuert. Im Speckgürtel ist das gar nicht möglich, hier ist man „locked-in“. Auch wenn CO2 noch so teuer ist, muss man dort mit dem Auto fahren, weil Einfamilienhaussiedlungen nicht mit öffentlichem Verkehr erschlossen werden können. Wagners Botschaft: Die Klimakrise können wir dann am besten bekämpfen, wenn wir in der Stadt oder im Dorf wohnen; wir können es nicht, wenn wir in Suburbia wohnen. Wagner berichtet in seinem Buch von seiner 15-Minuten-Stadt New York City, in der alles, was er im Leben braucht, leicht zu Fuß oder per Rad erreichbar ist. Eine Visualisierung dieser Tatsache liefern die Karten auf der Website CoolClimate, ein Projekt, das an der University of California in Berkeley angesiedelt ist. Hier findet man eine Karte der gesamten USA, auf der für jeden Postleitzahlenbereich der durchschnittliche Kohlendioxid-Fußabdruck der Haushalte dargestellt ist, eingefärbt von blau bis rot, von 16 bis 80 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass der mittlere Westen besonders rot ist, also besonders viel CO2 emittiert, während vor allem der Westen und der Süden blau bleiben. Auch in den Küstenregionen ist es teils recht rot, etwa an der Ostküste. Was da konkret geschieht, sieht man erst beim näherzoomen: Die dichten Städte Washington, Baltimore, Philadelphia und vor allem New York City sind blau, also besitzen einen geringen Fußabdruck. Aber nur ein paar Kilometer stadtauswärts sind ihre Vorstädte dunkelrot: Dort wird CO2 in die Luft geblasen, als gäbe es kein Morgen.

coolclimate.org/maps