7-8/2000 Exhibition and Education

Trotz aller Fragwürdigkeiten des Weltausstellungskonzeptes im allgemeinen und des diesjährigen (Mensch – Natur – Technik: Eine neue Welt entsteht) im besonderen ist die EXPO 2000 in Hannover wohl für viele Architekturinteressierte ein Pflichttermin. Deshalb möchte ich hier einige Hilfestellungen für den EXPO-Besuch im Internet vorstellen: Die offizielle Website der EXPO 2000 enthält breite Informationsangebote über die Teilnehmer (Nationen, Institutionen und Unternehmen), über den Themenpark, das EXPO-Gelände, die geplanten Veranstaltungen und den Ticketkauf sowie eine eigene virtuelle EXPO-Community. Besonders hervorzuheben ist das MyEXPO-Tool: Durch einfachen Klick auf einen Button kann jeder beliebige Pavillon und jede Themenausstellung, die man sich gerade auf der Website ansieht, zur persönlichen Besuchsroute hinzugefügt werden, und am Schluss kann man sich einen Plan des EXPO-Geländes ausdrucken, auf dem alle gewählten Pavillons eingezeichnet sind. Eine architekturbezogenere Darstellung der EXPO 2000 bietet das BauNetz, hier gibt es zu Pavillons und anderen Bauten eine architektonische Beschreibung sowie relevante BauNetz-Artikel, geordnet nach Ländern und Architekten. Unter www.xposition.de findet man ein so genanntes ‹Kritisches Forum zur Weltausstellung› der Stiftung ‹Leben und Umwelt›, das als Diskussionsplattform für Kritik und Alternativmodelle zur EXPO dienen will und Probleme für Hannover und Umgebung thematisiert. Und schließlich zur aktuellen Architekturbiennale in Venedig: Auf deren Website der Biennale findet man einen Bereich über diese, wo die Beträge zur Hauptausstellung ‹The City: Less Aesthetics, More Ethics› sowie zum Wettbewerb ‹The City: Third Millenium› zu finden sind, sowie allgemeine Informationen über die Ausstellungen in den Nationenpavillons. Eine Website, die sowohl mit dem Thema Ausstellung als auch mit dem Thema Education zu tun hat, ist ‹Culture Shock› des amerikanischen Medienunternehmens PBS: Unter dem Titel ‹Are the Arts Dangerous?› soll hier Jugendlichen das Unerhörte der Kunst verständlich gemacht werden, indem der jeweilige Kontext erklärt wird, die Website fungiert als Begleitmaterial zu einer Fernsehserie von PBS. Die Themen reichen dabei von Manets nackter Olympia über die Teufelsmusik Jazz, die Zensur von Huckleberry Finn, Leni Riefenstahls ‹Triumph des Willens› bis zu Gewalt in Videospielen. In einer eigenen Sektion ‹You Decide› sollen die Besucher darüber abstimmen, ob bestimmte kontroversielle Darstellungen auf der Website zugänglich bleiben sollen oder nicht. Natürlich überwiegt die Zustimmung. Trotzdem ist jede der besprochenen Darstellungen doppelt abgesichert, sodass garantiert niemand irgendetwas Grausliches zu Gesicht bekommt, das er nicht sehen möchte oder das ihm Schaden zufügen könnte. Das Konzept ist interessant, wenn auch sehr amerikanisch ausgeführt, eine eindeutige Stellungnahme für (oder gegen) die Freiheit der Kunst wird vermieden. Durchaus brauchbar ist der Gedanke, klassische Kunst und zum Beispiel Videospiele diesbezüglich auf eine Ebene zu stellen und damit einen ‹vertrauteren› Blick auf Kunst zu ermöglichen. Mehr als fragwürdig bleibt allerdings die Gleichsetzung von zensurierter Kunst wie der Olympia und Huckleberry Finn mit dem Nazi-Film ‹Triumph des Willens›. Die Ablehnung, die Nazi-Kunst erfährt, mit staatlichen oder nichtstaatlichen Zensurversuchen auf eine Ebene zu stellen oder auch nur vergleichbar zu machen, bedarf schon einer gehörigen Verdrehung der Tatsachen.

www.expo2000.de
www.baunetz.de/expo
www.xposition.de
www.labiennaledivenezia.net/gb/archi.html
www.labiennaledivenezia.net/gb/archi/less_in/index.html
www.pbs.org/wgbh/cultureshock