5/2009 Europeana

Anfang 2005 startete der Informationskonzern Google die Book Search, die darin bestand, die Inhalte von Büchern zu scannen und über das Google-Suchinterface gratis zugänglich zu machen. Das ist einerseits eine grandiose Tat, wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten bisher mit dem Auffinden mancher publizierter Texte verbunden waren. Es ist aber andererseits mit großen Problemen verbunden, von denen das Urheberrecht nicht das geringste ist. Dieses soll hier nicht Thema sein, nur soviel: Bisher war es nötig, als Rechtenutzer die Zustimmung des Urhebers einzuholen, Google mit seiner geballten Marktmacht hat die Verhältnisse quasi umgedreht und den Urhebern nur die Möglichkeit gegeben, durch eigene Schritte die Rechtenutzung zu unterbinden. Ganz abgesehen davon rief dieses Großprojekt, an dem eine Reihe der renommiertesten Bibliotheken der Welt vor allem in den USA beteiligt ist, massive Kritik hervor, vor allem aus Europa. Profiliertester Kritiker ist der ehemalige Direktor der französischen Nationalbibliothek Jean-Noël Jeanneney, der zwei zentrale Aspekte nennt. Erstens fürchtet er – wenn man Google Book Search in der Praxis betrachtet sicherlich zu recht – die Dominanz der englischen Sprache, und zweitens lehnt er den Kumulationseffekt der Suchmaschine ab: Bei Google werden jene Suchergebnisse zuoberst genannt, die von besonders vielen geschätzt werden, das heißt im Laufe der Zeit konzentriert sich immer mehr Interesse auf immer weniger Inhalte. Die französische Nationalbibliothek selbst betreibt seit 1997 die Webdatenbank Gallica, die digitalisierte Bücher ebenso wie Multimediainhalte zugänglich macht. Die massive europäische Kritik führte zu hektischer Aktivität in der Europäischen Union, zunächst mit dem Projekt European Library der 48 europäischen Nationalbibliotheken, dann mit Europeana, einem wesentlich ambitionierteren Projekt, das die Bestände von Museen, Bibliotheken und Archiven online zusammenführt. Europeana startete als Beta-Version im November 2008, nur um innerhalb eines Tages wieder abgeschaltet zu werden: Die Zugriffsrate von zehn Millionen Seiten pro Stunde überlastete die Serverinfrastruktur. Erst Ende Dezember 2008 konnte Europeana mit stark verbesserter technischer Basis erneut online gehen. Europeana verwendet 26 Sprachen und enthält derzeit vier Millionen Objekte – Bilder, Texte, Audio, Video. 2010 soll Europeana seine volle Funktionsfähigkeit erlangen und dann zehn Millionen Objekte anbieten. Aktuell sind etwa 70 Institutionen mit ihren Inhalten beteiligt, auch diese Zahl wird bis ins nächste Jahr steigen.

www.europeana.eu
gallica.bnf.fr
books.google.de