5/2010 Europeana 1.0

Die europäische Kritik an Googles Monopolstellung beim Bücherscannen und online Zugänglichmachen führte vor drei Jahren zum Projekt Europeana, das die Bestände von europäischen Museen, Bibliotheken, Archiven und audiovisuellen Sammlungen online zusammenführt. Mit ein Grund dafür war die Angst davor, dass durch Googles Tätigkeit englischsprachiges Material noch weit stärker dominant werden könnte, als das auch schon bisher der Fall war. Europeana startete im November 2008, verwendet 26 (!) Sprachen und enthält derzeit etwa sechs Millionen Objekte – Bilder, Texte, Audio, Video. Derzeit sind mehr als 1.000 Institutionen mit ihren Inhalten an Europeana beteiligt, einige davon steuern ihren Content über so genannte Aggregatoren bei. In fünf Jahren soll die Marke von 15 Millionen Objekten erreicht sein, noch heuer wird endlich die vollwertige Version 1.0 von Europeana online gehen. Dezidiertes Ziel ist der freie, nicht-kommerzielle Zugang zu (europäischem) Kulturgut. Mittlerweile zeigte sich, dass die Beteiligung europäischer Länder an diesem Projekt mit sehr unterschiedlicher Intensität betrieben wird – fast die Hälfte des heute dort zugänglichen Materials stammt aus Frankreich, dem Land, in dem die Bewegung gegen Google ihren Ausgang genommen hat. Weitere relevante Bestände kommen aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Die übrigen Teilnehmerländer sind wesentlich zurückhaltender, wie die zuständige Kommissarin Reding bereits kritisiert hat. Im Unterschied zu Google bietet Europeana bisher nur Material, das nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist. Das soll in Zukunft anders werden, womit man sich aber vermutlich ganz ähnliche rechtliche Schwierigkeiten einhandeln wird wie Google, wo die rechtliche Situation jedenfalls für europäischen Content bis heute nicht geklärt ist. Das Europäische Parlament plant jedenfalls, zumindest für so genannte verwaiste Werke, also jene, bei denen das Urheberrecht noch besteht, die Urheber aber nicht bekannt oder erreichbar sind, eine neue Rechtslage zu schaffen. Ein speziell europäisches Problem ist auch die teilweise Inkompatibilität der Rechtslagen in den verschiedenen europäischen Ländern. Es mussten bereits in Europeana angebotene Daten teils wieder entfernt werden, weil ihre Verbreitung aus urheberrechtlichen Gründen nur in einem europäischen Land und nicht in mehreren, allen oder gar weltweit möglich war.

www.europeana.eu