3/2001 ETHworld – Der virtuelle Campus

Im Dezember 1999 beschloss die ETH Zürich, das Projekt ETHworld zu starten, eine Informationsinfrastruktur, die die vorhandenen realen Standorte der ETH mit einem virtuellen Raum mischen will, dem so genannten virtuellen Campus. Die physische Infrastruktur wird mittels Informations- und Kommunikationstechnologien zu einer “Infostruktur” erweitert, die das Rückgrat dieses virtuellen Raumes bilden wird. Damit ist die ETH Zürich eine der ersten Hochschulen, die ein derartig ambitioniertes IT-Projekt für Lehre und Forschung startet. Vergleichbare Projekte gibt es etwa seit 1997 mit dem Learning Lab an der Universität Stanford und seit 1998 mit dem “IT for Quality”-Programm an der Universität Lund in Schweden. Aber auch klassische Fernstudien werden vermehrt auf digitalem Weg angeboten, so vom Institute for Technology Monterrey in Mexiko, von der britischen Open University oder der deutschen Fernuniversität Hagen. Der virtuelle Campus ist analog zu den Fakultäten und Studienrichtungen in mehrere Teilräume gegliedert, die durch eine Reihe von Portalen “betreten” werden können. So gibt es etwa bereits ein Vireal Lab mit Vorlesungen, Seminaren und Kursen für die pharmazeutische Lehre und Forschung, das in einem virtuellen 3D-Raum situiert ist, und einen Architekturentwurfskurs unter dem Titel arc-line, der sich mit der Gestaltung des virtuellen Raumes beschäftigt. Ziel ist es, die Kommunikation und Produktion dieses Kurses vollständig in die Virtualität zu verlagern. Weitere Fachportale existieren bereits oder sind geplant, ebenso wie Zugänge für verschiedene Nutzungsinteressen, etwa das Industry Portal, und die Student, Professor, Administration, Alumni und Conference Worlds. Eines der Ziele des Projektes ist es, durch die Nutzung der Virtualität weniger physikalischen Raum in Anspruch nehmen zu müssen, so sollen Kostenersparnisse aus dem Facility Management direkt in die technische Infrastruktur investiert werden. Andererseits sollen aber realer und virtueller Raum verknüpft werden, und zu diesem Zweck wurde vergangenes Jahr ein internationaler Konzeptwettbewerb für die virtuelle und physische Präsenz der ETHworld im Internet und in Zürich ausgeschrieben. Aus 50 eingereichten Projekten wählte eine hochkarätige Jury im November 2000 schließlich das Siegerprojekt “beyond luxury” aus, die Gemeinschaftsarbeit einer Internet-Softwarefirma, eines Design- und eines Architekturbüros sowie eines Hardware-Experten, der an der ETH lehrt. Das Siegerkonzept sieht als physisches Objekt eine “Presence Card” für jeden Teilnehmer an der ETHworld vor, mittels der sowohl ein drahtloser Login ins ETH-Netz per Mobiltelefon oder in den Bereichen, wo Funknetzwerke installiert sind, als auch ein personalisierter Einstieg mittels jedes konventionell vernetzten Terminals möglich ist. Zusätzlich ist ein so genannter ETHworld Ground geplant, eine Art Lounge, die an verschiedenen global verteilten Orten aufgestellt wird und dort ebenfalls als Zugangsbereich zum virtuellen Campus dient. Die Testphase des Wettbewerbsprojektes soll Anfang 2002 beginnen, die Vollversion soll Ende 2003 starten – Vorläufer gibt es jedoch schon jetzt. So wurde in manchen Bereichen der ETH bereits ein Wireless LAN, also ein lokales Funknetzwerk installiert, über das die Studierenden z.B. in der Mensa drahtlos ins ETH-Netz einsteigen können, und im Wintersemester 2001/2 beginnen alle Erstsemestrigen ihr Studium mit einem Laptop, um Möglichkeiten und Probleme des Studiums im halb digitalen, halb physischen Raum zu erforschen.

www.ethworld.ch

learninglab.stanford.edu
server.evaluat.lu.se/it/english.html
www.sistema.itesm.mx/uv.htm
www.open.ac.uk
vu.fernuni-hagen.de
130.60.204.120/vrml/index.htm (Vireal Lab)
arc-line.arch.ethz.ch
www.ethworld.ch/html/3005.html