5/2017 DIY-Nolli

Im Architekturfeld ist Giovanni Battista Nollis Romplan aus dem 18. Jahrhundert berühmt: Er legte den Fokus nicht auf die Gebäude und ihr Inneres, sondern auf die Straßen und Plätze und deren Äußeres, also die Begrenzung durch Gebäude. Dem entsprechend war alles, was nicht öffentlich zugänglich war, schwarz dargestellt, nur der öffentliche Raum samt öffentlich zugänglichen Kirchen, sonstigen Gebäuden und Höfen blieb weiß. Der Stadtplanungsstudent Geoff Boeing von der University of California, Berkeley, hat nun für seine Dissertation ein Open-Source-Tool entwickelt, mit dem jeder auf Basis frei zugänglicher Pläne (OpenStreetMap) ebensolche Nolli-Darstellungen jeder beliebigen Stadt und ihres Straßennetzes herstellen kann. Es sind zwar minimale Programmierkenntnisse nötig, doch mit deren Hilfe kann man mittels des Phython-Tools OSMnx die Grenzen und Straßennetze jeder Stadt downloaden, auf verschiedene Weise analysieren und darstellen, nicht zuletzt in Form eines Nolli-Schwarzplans. Das zugehörige Paper zeigt Planausschnitte mit einer Meile Seitenlänge der amerikanischen Städte Portland, San Francisco und Irvine, in denen sich die Vielfalt allein orthogonaler Raster ablesen lässt. Weiters zeigt er – natürlich – einen Plan des heutigen Rom. Weitere, ebenso verwinkelte, organische Beispiele gibt es von Boston, Sacramento und Osaka – doch der Unterschied zwischen historischen und neuzeitlichen Rastern ist deutlich, ebenso wie die Orte erkennbar sind, an denen Stadtteile oder urbane Elemente aus verschiedenen Epochen aufeinandertreffen. Dubai wirkt haussmannesk und erinnert an den Straßenstern rund um den Pariser Arc de Triomphe, allerdings in einem um ein Vielfaches größeren Maßstab. Atlanta zeigt die Maßstabsstürze zwischen Autobahn und städtischem Straßenraster. Und der Grid von Manhattan ist in seiner Härte und Offenheit auf den ersten Blick erkennbar. Eine Besonderheit ist es, dass das ebenfalls freie Werkzeug OpenStreetMap in seinem Detaillierungsgrad oft weit über gewöhnliche Straßenkarten hinausgeht, indem beispielsweise Passagen, Fußgänger- und Fahrradwege integriert werden. Damit nähern sich die so produzierten Karten stärker an Nollis ursprünglichen Plan an, der ja ebenfalls alle dem gewöhnlichen Fußgänger zugänglichen Räume und Wege integrierte. Nur öffentliche Gebäude sind in Boeings Karte leider noch nicht enthalten…

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