6/2021 Digitaler Louvre

Seit der breiten Verfügbarkeit des WWW vor etwa 25 Jahren wird die Digitalisierung als Chance für das Kulturerbe angesehen: Durch sie sollen Bestände besser verfügbar, durchsuchbar und damit verwendbar werden, die verborgenen, nur Spezialisten zugänglichen Sammlungen sollen das Licht der Öffentlichkeit erblicken – und damit auch neue Forschungsansätze und kuratorische Zusammenstellungen erlauben. Museen waren demnach vielfach sehr früh im Web präsent, bis allerdings nennenswerte Sammlungsteile in relevanter Qualität online zugänglich waren, verging viel Zeit. In Österreich läuft seit 15 Jahren ein Digitalisierungsprogramm für das kulturelle Erbe, insbesondere für die Bundesmuseen. Der Louvre publizierte im März 2021 den Zugang zur Datenbank seiner Bestände, die im Zusammenhang mit der Umsiedlung der hauseigenen Depots steht: Die eingelagerten Bestände sollten nicht mehr durch Seine-Hochwässer gefährdet sein und zogen deshalb nach Lièvin um, in unmittelbarer Nähe der Louvre-Dependance Lens im Norden Frankreichs. Der Umzug brachte eine umfassende Sichtung und fotografische und technische Dokumentation aller Bestände mit sich. Diese Dokumentation ist nun zugänglich, etwa drei Viertel aller Werke des Louvre sind verfügbar, insgesamt 482.000 Exemplare. Bisher konnte man nur ausgestellte Werke auch online betrachten. Das Suchinterface der Louvre-Sammlungen bietet umfangreiche Funktionen: Die Objekte können nach Entstehungszeit, Sammlung, Objektart, Künstler sowie danach, ob der Gegenstand ausgestellt ist, gefiltert werden, die Suche ist nach einer Vielzahl von Kriterien möglich, bis hin zu Provenienz und Inschriften. Für ausgestellte Werke werden Standort und die anderen Objekte im gleichen Saal angezeigt, sodass die Datenbank auch ein hervorragendes Instrument für spezialisiertere Besuche des Touristenmagneten Louvre ist. Zusätzlich gibt es die Louvre Albums, um mit der enormen Menge und Vielfalt des Materials fertig zu werden. Durch sie ist es möglich, sich etwa mit Portraits aus allen Epochen zu befassen oder Kunstwerke zu wichtigen Ereignissen der Weltgeschichte zu finden. Eine Sammlung nennt sich „Musées Nationaux Récupération“ und umfasst verwaiste Kunstwerke, die nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden und im Louvre gesammelt wurden, bis sie an ihre legitimen Eigentümer übergeben werden können. 45.000 dieser Werke wurden bisher retourniert, weitere 16.000 sind noch im Besitz des Louvre, ein Teil davon kann nun online durchsucht werden.

collections.louvre.fr