9/2016 Die wahre Größe von…

Die Erde ist eine Kugel, eine Landkarte ist flach – dem entsprechend braucht es eine Projektion, um die Oberfläche ersterer auf letztere abzubilden. Wir alle haben in der Schule gelernt, dass man eine Kugeloberfläche nicht „abwickeln“, also nicht verzerrungsfrei in eine Ebene bringen kann, wie das bei einem Zylinder oder einem Kegel sehr wohl möglich ist. Über die Jahrhunderte haben Kartographen eine Vielzahl von Lösungen für dieses Problem gefunden. Die heute üblichste Methode ist die so genannte Mercator-Projektion, die sich durchgesetzt hat, weil sie winkeltreu ist, das heißt die Winkel in der Karte entsprechen den Winkeln in der Realität: Das war insbesondere für den Schiffsverkehr über die Ozeane von großer Bedeutung. Leider ist bei Kartenprojektionen aufgrund der Unabwickelbarkeit jeder Darstellungsvorteil (Winkel-, Längen-, Flächentreue) mit einem entsprechenden Nachteil verbunden, man muss sich also entscheiden, was man falsch dargestellt haben will und was richtig. Seit Jahrzehnten wird an der Mercatorprojektion bemängelt, dass sie die Flächen in der Mitte, in Äquatornähe, in Relation zum Norden (und Süden) viel kleiner darstellt und somit etwa Europa und Nordamerika viel größer wirken, als sie tatsächlich sind. Die Lösung dafür ist die schon lange bekannte Peters-Projektion mit der charakteristisch schlanken Form von Afrika und Südamerika, die flächentreu ist und somit alle Länder in korrekter Relation zueinander zeigt. Diese Projektion hat sich allerdings bis heute nicht gegen Mercators Lösung durchsetzen können. Um die Probleme der Mercatorprojektion zu verdeutlichen, publizierte der Grafiker Kai Krause vor wenigen Jahren eine Darstellung Afrikas, die deutlich macht, dass dieser Kontinent größer ist als China, die USA, Indien, Osteuropa, ein Großteil Westeuropas und einige weitere Länder zusammengenommen. Die Website „The True Size“ macht solche Größenvergleiche nun für jeden leicht nachvollziehbar: Mithilfe einer Google-Map (also einer Darstellung in Mercator-Projektion) kann der Umriss jedes Staats der Erde über die gesamte Erdoberfläche verschoben werden, wobei sich die Größe automatisch anpasst, um die tatsächliche Relation zu Ländern auf der gleichen geographischen Breite zu zeigen. So kann man etwa auf einen Blick erkennen, dass Grönland tatsächlich ein winziger Bruchteil Afrikas ist (ein Vierzehntel, um genau zu sein); und man kann kleine Staaten wie Österreich durch Verschieben nach Norden oder Süden zu visuell geradezu globaler Bedeutung aufblasen.

thetruesize.com

kai.sub.blue/images/True-Size-of-Africa-kk-v3.pdf