5/2020 Die urbane Liga

Diese Kolumne entsteht aus dem Corona-Home-Office – umso mehr muss es in einer solchen Situation darum gehen, wie zukünftig die Stadt vermehrt nicht nur durch Experten hinter ihren Schreibtischen bestimmt wird, sondern auch durch ihre Bewohnerinnen und Bewohner, durch Jugendliche und Ältere, kurz gesagt durch alle, die von Stadtentwicklung betroffen sind. Auftritt heute demnach: nicht die Gerechtigkeitsliga oder die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, sondern – tata – die Urbane Liga. Es handelt sich nicht um einen neuen Kinofilm, sondern um ein Projekt, mit dem das Wirken junger Erwachsener im Bereich der Stadtplanung gestärkt wird, gefördert durch das deutsche Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Das Büro stadtstattstrand in München ist Auftragnehmer für die Liga, die Projektschmiede, Ideenlabor und Netzwerkplattform sein will. Es geht darum, in einem politischen Handlungsfeld, das von Experten im fortgeschrittenen Alter bestimmt wird, Mitsprache und Eingriffsmöglichkeiten für Junge zu eröffnen – nicht zuletzt um Visionen der zukünftigen Stadt zu entwickeln. Die Urbane Liga versteht sich dabei als Schule des politischen Handelns, in der über zunächst zwei Jahre Projektlaufzeit in vier Denklaboren über urbane Herausforderungen für die Stadt von morgen diskutiert wurde. Dabei ging es um Mitwirkung, Zugang zu Flächen, Gemeinwohlorientierung und Kooperation mit Politik und Verwaltung. Eingeladen waren jeweils junge Akteure zwischen 17 und 27 Jahren. Ein Produkt der Arbeit ist der Fächer „Werkzeuge der Mitgestaltung“, der vielfältige Handlungsansätze in der Stadt kurz erläutert: vom 1:1-Prototyping über die Commons Kitchen bis zum Flächenpool, von den Immovielien über den Jugendgemeinderat und das Reallabor bis zum Mapping sind Werkzeuge kurz erklärt und mit Beispielen belegt, die von Jugendlichen eingesetzt werden können – die aber vor allem auch von Städten genützt werden sollen, um Jugendliche verstärkt einzubinden. Aus dem ersten Liga-Jahrgang 2018/19 entstand der „Kodex Kooperative Stadt“ als Aufruf zur gemeinsamen Stadtgestaltung mit insgesamt zehn Thesen bzw. Forderungen: Städte sollen Initiativen als Sprachrohr der Gesellschaft an Entwicklungsprozessen beteiligen, Dialogkultur und Experimentierräume entwickeln, eine Kultur der Ermöglichung entstehen lassen und soziokulturelle Aktivitäten genauso wichtig nehmen wie wirtschaftliche.

urbane-liga.de