3/2009 Die österreichische Mediathek

Im Gegensatz zu den auf Vollständigkeit bedachten Sammlungen von Verwaltungsarchiven, Bibliotheken und Museen sieht es bei Mediensammlungen international, aber noch massiver in Österreich nicht so gut aus: Die meisten Sammlungen besitzen recht überschaubare Bestände, obwohl es in vielen Ländern zumindest eindrucksvolle Versuche gibt, auch im Medienbereich denselben Sammlungsanspruch einzulösen wie bei den Bibliotheken. Hierzulande gibt es eine Vielzahl an zersplitterten Einzelsammlungen, die teils mit riesigen ökonomischen und technischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Am besten läuft es wohl noch auf der Ebene der drei Großen: Das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek sammelt Fotografie und digitalisierte Graphik (1,6 Millionen Objekte), Filmarchiv und Filmmuseum sammeln Film (zusammen fast 100.000 Filme), die Mediathek sammelt Audio- und Videoaufnahmen (eine Million Objekte). Dazu kommt das Archiv des ORF, das erst relativ spät, in den 1980er Jahren, professionell zu sammeln und zu archivieren begann – die österreichischen Privatsender tun das wohl bis heute nicht. Weiters gibt es das Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften, mit 110 Jahren das älteste audiovisuelle Archiv der Welt, das etwa 65.000 wissenschaftliche Aufnahmen besitzt, das Volksliedwerk, die Fotosammlung der Albertina und eine Vielzahl weiterer kleinerer Sammlungen. Seit Anfang 2009 sammelt außerdem die Nationalbibliothek Online-Medien. Die Mediathek war viele Jahre lang eine dem Wissenschaftsministerium zugeordnete Dienststelle und ist seit etwa acht Jahren Teil des Technischen Museums Wien. Das Material kann einerseits vor Ort, im Marchettischlössel in der Gumpendorferstraße in Wien benützt werden, andererseits gibt es auch einen Online-Katalog, allerdings existieren nur zu wenigen Sammlungsobjekten kurze Hörproben per Internet, anhören und ansehen kann man sich alles wieder nur vor Ort. Mittlerweile gibt es jedoch Ansätze, die Sammlung online zugänglich zu machen: So gibt es etliche „akustische Galerien“ im Web sowie anlassbezogene Webausstellungen, beispielsweise zum Staatsvertrag aus 2005 und über Mozart aus dem Jubiläumsjahr 2006. Seit 2009 sind überdies alle Radiojournale des Senders Ö1 aus den Jahren 1967 bis 1989 komplett online durchsuchbar und abspielbar. Dabei handelt es sich um über 5.000 Stunden Material mit etwa 60.000 Einzelbeiträgen der Morgen-, Mittags- und Abendjournale, leider nur bis zum Fall der Eisernen Mauer und noch nicht näher an die Gegenwart heran.

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