12/2020 Der Pfad zu nachhaltigem Strom

Eine der größten Herausforderungen der Gegenwart ist die Transformation hin zu Energieproduktion, die CO2-Emissionen vermeidet. Während wir heute weitgehend von fossilen Brennstoffen abhängig sind, um Strom, Wärme und Bewegungsenergie zu erzeugen, muss sich das in den nächsten zwanzig oder dreißig Jahren komplett ändern. Das bedeutet, dass zukünftig Strom der zentrale Energielieferant wird. Wir brauchen also, so wird geschätzt, etwa 50 Prozent mehr Strom als aktuell, um Autos zu bewegen, Räume zu heizen und grünen Wasserstoff für die Industrie herzustellen. Das bedeutet aber andererseits auch, dass dieser insgesamt wesentlich größere Strombedarf durch erneuerbare Energiequellen erzeugt werden muss, also vor allem Windenergie, Sonnenenergie, Wasserkraft und Biomasse. Der Weg dorthin ist offensichtlich mühsam und langwierig, aber notwendig. Das dänische Unternehmen Tomorrow, spezialisiert darauf, Menschen und Organisationen beim Reduzieren des CO2-Fußabdrucks zu helfen, betreibt seit 2016 eine „Elektrizitätskarte“ um zu zeigen, wie weit wir schon sind und wie lange der Weg noch dauern wird. Es handelt sich um ein Open-Source-Projekt mit öffentlich verfügbaren Daten, das zeigt, wieviel CO2 in Europa – und darüber hinaus – aktuell produziert wird, um Elektrizität zu erzeugen. Die Karte zeigt Live-Daten der CO2-Intensität der Stromproduktion und die Stromflüsse über nationale Grenzen sowie die durch den Verbrauch bewirkten Emissionen. Zusätzlich kann aufgrund von Wettervorhersagedaten das Potenzial für Sonnen- und Windenergie geschätzt werden. Die Karte macht auch deutlich, wie hoch der Anteil der Kernenergie in jenen Ländern ist, die weniger CO2 ausstoßen. Mit einem einfachen Klick kann man zwischen Produktion und Konsum von Strom hin und her schalten, und dabei zeigt sich an einem grauen, kalten Herbsttag, dass Österreich zwar weitgehend erneuerbare Energie herstellt (zu 90 Prozent CO2-arm und regenerativ), dass diese Energie in der kalten und dunklen Jahreszeit aber nicht ausreicht: An diesem Tag muss Österreich aus Deutschland und Tschechien Strom importieren, der eine viel schlechtere CO2-Bilanz aufweist, sodass im Verbrauch die Emissionen mehr als doppelt so hoch sind wie in der Herstellung in Österreich. Die Karte besitzt auch eine API, die die Daten für eigene Anwendungen verfügbar macht – so zeigt ein Energieanbieter in Dänemark seinen Kunden den Fußabdruck ihres aktuellen Verbrauchs, und ein anderer nutzt die Daten, um diesen Fußabdruck zu reduzieren.

www.electricitymap.org