4/2002 Der Nolli-Plan im Internet

Der berühmte Romplan Giovanni Battista Nollis von 1748, ursprünglich etwa 1,80 mal 2,10 Meter groß, im Maßstab 1:2.900 und verbunden mit einem Index von 1320 Monumenten Roms, is seit einiger Zeit auf der Website der Princeton University zugänglich. Als Interface zur dort vorhandenen Information dienen Pläne in verschiedenen Auflösungen, über die eine Datenbank mit Texten und Bildern zu derzeit etwa 150 Monumenten zugänglich ist. Leider ist das Interface nicht sehr ausgefeilt, man kann Gesamtübersichten und Detailpläne zwischen 4 und 14 Megabyte downloaden, was ziemlich groß ist und entsprechend lange dauert, wenn man nicht glücklicher Besitzer einer sehr schnellen Webanbindung ist. Wenn man dann ein Monument im Plan anklickt, wird der zugehörige Datensatz oder direkt eine Bildersammlung dargestellt. Weiters kann man sich eine Liste aller Nolli-Monumente und nur diejenigen, die im Web-Plan existieren, zeigen lassen, sowie einen Monumentnamen auswählen und sich den Ort in der Karte anzeigen lassen oder nach Monument- und Personennamen suchen. Die Informationen über die Monumente sind miteinander ausgiebig verlinkt, sodass etwa zu jedem Architekten alle von ihm erbauten Objekte gefunden werden sowie alle Gebäude eines Typus oder einer Periode. Eine interessante Funktion ist auch der so genannte „Relationship Tree“, in dem etwa aus einer Liste der Päpste die jeweils von ihnen erbauten Objekte oder die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen allen beteiligten „Agents“ dargestellt werden: So können alle Personen gezeigt werden, die etwa „Vater von“ oder „Ehemann von“ einem anderen Agenten sind, ebenso werden bibliographische Beziehungen und Autoren eines Gebäudes, Bildes oder Buches erkennbar. Zu jedem Monument kann man über den entsprechenden Stil, die Periode, den Ort usw. gelangen – es handelt sich also um ein Hypertextsystem im besten Sinne des Wortes. Leider sind die Bilder zu Plan und Texten nur mit Password zugänglich. Die Funktionen des „interaktiven Nolli-Plans“ sind demgemäß grandios, auch ohne Bildzugang und erst recht mit diesem, man kann viele Objekte im Zustand zu verschiedenen Zeiten und heute sowie als Rekonstruktionen sehen. Die Realisierung dieser Funktionen im Internet ist allerdings weniger gelungen. Damit unterscheidet sich Princetons Nolli-Plan aber eher im Positiven von vielen anderen Angeboten im Internet, bei denen es oft genau umgekehrt ist: toll aussehende Oberfläche mit 100 scheinbaren Funktionen, aber keine Substanz dahinter…

www.princeton.edu/almagest/nollimap.html