3/2008 Das Internet hosten

Das World-Wide Web besteht aktuell aus etwa einer halben Milliarde Hosts bzw. Servers, also Computern, auf denen Websites laufen – insgesamt gibt es 2,7 Milliarden Adressen. Die Websites bestehen aus fünfzig Milliarden Webpages, also einzelnen Seiten, die per Webadresse angesprochen werden können. Diese Angebotsmenge wird von 1,3 Milliarden Menschen, also einem Fünftel der Weltbevölkerung, benützt. Die bekannteste Suchmaschine Google veröffentlicht schon seit einigen Jahren nicht mehr die Größe ihrer Suchliste, seit den Search Engine Wars mit Yahoo zum Thema: Wer hat den größeren Index? Schätzungen gehen aber von aktuell 25 Milliarden Seiten aus, was somit etwa der Hälfte der WWW-Seiten entspricht. Diese Datenmenge und die etwa 180 Millionen Suchanfragen pro Tag bei Google werden von 450.000 Computern bearbeitet. Dabei handelt es sich nicht um riesige Supercomputer, sondern ebenso wie bei der Konkurrenz Amazon, Microsoft etc. um Cluster von ziemlich gewöhnlichen PCs, die billig und einfach zu ergänzen sind, für deren Vernetzung, Stromversorgung und Kühlung aber großer Aufwand nötig ist. Google sucht neue Standorte deshalb anhand zweier Kriterien aus: erstens großes Bandbreitenangebot und zweitens ein Kraftwerk mit freien Kapazitäten in unmittelbarer Nähe. Jetzt haben IBM-Forscher einen Ansatz entwickelt, um Stromkosten für Computer und Klimatisierung sowie für Gebäude zu sparen und die Verlässlichkeit der Anlagen zu erhöhen: einen einzigen riesigen Computer, der potenziell das gesamte Internet hosten kann. Damit gewinnt die Aussage des IBM-Präsidenten von 1943, dass die Welt insgesamt wohl nicht mehr als fünf Computer benötigen würde, eine neue Qualität: möglicherweise reicht schon einer. Basis des Forschungsprojektes ist der Blue Gene, einer der schnellsten Rechner der Welt. Die getestete Plattform besteht aus einer Vielzahl eng gepackter und hoch integrierter Einzelsysteme, die mit einander verbunden sind – so können insgesamt 67,1 Millionen Prozessoren zu einem Computer zusammengeschlossen werden, wobei massiv Strom gespart wird. Das wäre vor einigen Jahren vielleicht noch kein Argument gewesen. Aktuell verbrauchen US-Unternehmen und -Organisationen aber etwa 200 Terawattstunden Strom pro Jahr, um Computer zu betreiben, und geben dafür 16 Milliarden Dollar aus. Der weltweite Stromverbrauch durch Computer trägt etwa gleich viel zum CO2-Ausstoß bei wie der internationale Flugverkehr. Der IBM-Supercomputer fürs (theoretisch) ganze Internet könnte hier zur Reduktion des Verbrauchs beitragen.