3/2000 Bibliotheken im Netz

Über Bücher und das Internet könnte man unendlich viel schreiben, deswegen konzentriere ich mich hier auf Bibliothekskataloge, die man von zu Hause aus durchsuchen kann, andere Themen werden in späteren Heften folgen. Die übliche Form des Web-Kataloges findet man unter dem Titel OPAC (Online Public Access Catalogue) zum Beispiel beim sogenannten Österreichischen Verbundkatalog, der insgesamt 22 Bibliothekskataloge zusammenfasst, darunter die Österreichische Nationalbibliothek, die Universitätsbibliotheken der Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg, Linz und Klagenfurt sowie der TU Wien, und viele andere mehr. Elf Jahre lang wurde dafür das BIBOS-System verwendet, Ende letzten Jahres wechselte man zu einem neuen Produkt, Aleph 500, das mehr und bessere Möglichkeiten bietet. Dieser Katalog umfasst die Bestände der beteiligten Bibliotheken seit 1989, teilweise auch erst ab späteren Zeiten. Dabei ist die Suche entweder nach Stichworten oder in einer Reihe von Indices, nämlich Autorenindex, Titelindex und Schlagwortindex, möglich. Doch wie kommt man zu älteren Werken, deren Katalogeintrag noch nicht als Text digitalisiert wurde, weil das zu teuer ist? Dafür gibt es ein System, das von der Österreichische Nationalbibliothek entwickelt wurde und das eine kluge Mischung zwischen traditionellem Zettelkatalog und Digitaltechnik darstellt, obwohl es nur eine Übergangslösung bis zur vollständigen textlichen Erfassung ist: KatZoom besteht aus einer Reihe von Katalogen, die die Bestände der Nationalbibliothek von 1501 bis 1991 umfassen, für danach gibt es ja den komfortableren OPAC-Katalog. An der Österreichische Nationalbibliothek wurde 1780 vom damaligen Präfekten der Hofbibliothek, Gottfried van Swieten, der erste Zettelkatalog der Welt eingeführt und damit das schwerfällige System der alten Kataloge abgelöst, die abgeschlossene Bücher mit nach Erwerb geordneten Eintragungen waren. Durch die Zettel wurde der Katalog plötzlich offen und immer aktuell, er konnte einfach und ohne exakte Kenntnis der Bibliothek verwendet werden. 1998 schließlich wurde dieses v or zweihundert Jahren revolutionäre System abgeschafft, der Katalog ist jetzt nur mehr per Computer zugänglich. Allerdings sind bei weitem noch nicht alle Katalogeinträge als Text digitalisiert, da eine händische Eingabe zu teuer ist, ebenso wie eine Aufnahme per maschinellem Lesen, deren Ergebnisse heute noch aufwändig überarbeitet werden müssen. Von den 2,9 Millionen Bänden der Nationalbibliothek sind erst etwa 10% im OPAC-Katalog erfasst, der Rest war bisher nur über die 6 Millionen Zettel zugänglich. Die realistische Alternative zum Abtippen war KatZoom: Dieses System besteht aus gescannten Bildern aller Zettel des alten Kataloges, die einfach in ihrer ursprünglichen Reihenfolge geordnet und einem Buchstaben des Alphabetes zugewiesen sind, ohne dass diese Bilder in irgendeiner Form in Text umgewandelt würden. Wenn man also ein Buch sucht, wählt man zuerst den Anfangsbuchstaben von Autor, Titel oder Schlagwort aus. Daraufhin werden fünf Zettel sichtbar, die den Bereich des Buchstaben mit gleichen Abständen abdecken, und nun kann der Benutzer immer zwischen die zwei dieser fünf in die “Tiefe” der Datenbank zoomen, zwischen denen der gesuchte Begriff liegt, also z.B. beim Autor “Hoeffinger” zwischen “Hermand” und “Hoffmann”, solange, bis er seinen Zettel gefunden hat. Die Kataloge enthalten jeweils zwischen 1,1 und 1,7 Millionen Zettel, und doch kann jeder einzelne mit höchstens acht Schritten erreicht und anschließend per E-Mail bestellt werden. Dann muss man sich allerdings auf den Weg in den Lesesaal machen, denn verliehen werden die Bücher nicht…

www.bibvb.ac.at/verbund-opac.htm
www.onb.ac.at/online_s/onkafr.htm