Auslauf für Städter

„Auslauf für Städter“, in: Der Standard/Immobilien, 05.07.2007, S. I1

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Die „Fuzo“ ist heute der Geldbringer der Innenstadt: Sie gehört den Touristen und gilt als Inbegriff von Urbanität.
Die Fußgängerzone war bei Geschäftsleuten einst sehr gefürchtet. Sie sahen eine direkte Verbindung zwischen Autoverkehr und Umsatz. Heute ist die „Fuzo“ ganz im Gegenteil der Geldbringer der Innenstadt: Sie gehört den Touristen und gilt als Inbegriff von Urbanität.
Die ersten Fußgängerzonen entstanden im Zuge des Wiederaufbaus in deutschen Städten. Die so genannte Treppenstraße in Kassel wird seit ihrem Entstehungsjahr 1953 gemeinhin als erste Fußgängerzone Deutschlands bezeichnet. Begleitet wird die terrassierte Achse, die durch die zerstörte Stadt führt, von neu erbauten Ladenzeilen.
Andere europäische Länder folgten dem deutschen Vorbild auch im historischen Bestand. So gilt die Transversale durch die Kopenhagener Innenstadt namens Strøget, entstanden in den Sechzigerjahren, als längste Fußgängerzone der Welt. Parallel zur europäischen Entwicklung wurde die fußläufige Downtown sogar schon in den USA ein Thema. Victor Gruen, 1938 aus Wien emigriert, sollte nicht nur als „Erfinder der Shopping-Mall“ berühmt werden. Als innerstädtische Entsprechung zum Einkaufszentrum propagierte Gruen die Wiederbelebung der Downtown durch Fußgängerzonen, Zufahrtsstraßen und Garagenbauten. Doch im Unterschied zu Europa sollten die amerikanischen Fußgängerzonen Episode bleiben. Durch das Fernhalten des Pkw-Verkehrs – zentraler Kritikpunkt an Fußgängerzonen auch in Europa – wurden die US-Beispiele zum Misserfolg. Von ursprünglich mehr als 200 Planungen bestehen in den USA heute noch bescheidene dreißig Fußgängerzonen.