7-8/2017 Audioatmosphäre

Das Web war lange Zeit eine unermessliche Welt voller grandioser Ideen und Werkzeuge, und das ist es immer noch. Einerseits werden frei verfügbare Angebote zwar weniger, weil die Monetarisierung des Internet zunimmt; gleichzeitig steigt aber die Masse, sodass man nach wie vor viel Gutes und Interessantes finden kann. Ein solches Angebot ist Tabletop Audio. Die Website bietet im Wesentlichen eine Liste von derzeit etwas mehr als 100 Ambient-Sounds von jeweils 10 Minuten. Diese Soundfiles können für Nichtkommerzielles frei verwendet werden, für kommerzielle Nutzung ist eine Lizenzierung nötig. Teilweise sind die Audioelemente nicht selbst kreiert, sondern es werden bestehende Creative-Commons-lizensierte Sounds verwendet. Das Angebot war ursprünglich für Leute gedacht, die Online-Spiele produzieren. Doch es gibt so viel Interesse aus so vielen verschiedenen Richtungen, dass der Betreiber die Zielgruppe jetzt etwas breiter definiert: „Rollenspieler, Brettspieler, Autoren, Programmierer, Künstler, Grafiker, Lehrer, Reinigungskräfte, hellsichtige Träumer, Fitness-Fans, Langstreckenläufer, Pendler und alle, die in den Audio-Raum einer bestimmten Umwelt eintauchen wollen, weil sie physisch eine andere bewohnen.“ Räume wie ein Wüstenbazar, der Alien Night Club, der wahre Wilde Westen, das viktorianische London, das Hauptquartier der Samurais, ein Gebirgspass, ein Irrenhaus, eine mittelalterliche Bibliothek, eine belagerte Stadt, das Schloss der Vampire, ein Karneval oder ein Stützpunkt am Mond sind im Angebot, sie bestehen teils nur aus Geräuschen („Ambience“), teils auch aus minimaler oder „massiverer“ Musik. Alle können einzeln angehört, in eine Playlist eingefügt und somit als Hintergrundmusik gehört oder auch downgeloadet werden. Zusätzlich gibt es das geniale Werkzeug SoundPad, bei dem innerhalb eines Audio-Raums einzelne Geräusch- und Musikloops ein- und ausgeschaltet bzw. in der Lautstärke angepasst werden können. Zum Audioraum „747 Interior“ wird beispielsweise geschrieben, dass die Herstellung der Sounds immer ein Kampf gegen zu viel ist: Zunächst werden viele verschiedene Geräuschelemente eingefügt, in diesem Fall beispielsweise eine Stewardess, die fürs Fliegen mit „Tabletop Airways“ dankt. Dann wird nach und nach reduziert, bis ein charakeristischer, aber auch als Hintergrund geeigneter akustischer Raum übrig bleibt.

tabletopaudio.com