2006 Architekturpolitik in Europa

“Architekturpolitik in Europa(Architectural policy in Europe), in: Plattform Architekturpolitik: Österreichischer Baukulturreport 2006, Bericht an die österr. Bundesregierung, Vienna 2006, vol. 3, pp. 13–26

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Excerpt p. 23–24:

Schlüsse

Instrumente der Architekturpolitiken sind einerseits deklarative Formulierungen (mittelfristig adaptierbare Leitlinien wie in den Niederlanden, in Finnland und Schottland) und andererseits die Integration architekturspezifischer Regelungen in bereits bestehende Fachgesetze (Schweden). Besonders mächtig sind sicherlich Verfassungsregelungen wie in Finnland, aber auch Architekturgesetze wie in Frankreich. Ein Vorteil der bisherigen österreichischen Entwicklung ist die kooperative Ausrichtung, die im weiteren Prozess um die betroffenen öffentlichen Stellen ergänzt werden müsste. So könnte aus einer Fortführung des Baukulturreports in regelmäßigem Rhythmus durch jeweils wechselnde Schwerpunktsetzung ein Leitbilddokument analog den niederländischen Notas werden. Dazu gehört die Verbindung mit Themen wie Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsplanung, Ingenieurwesen, Infrastruktur, aber auch mit der Auseinandersetzung mit dem Bestand sowie mit neben der Architektur aktuell bedeutsamen Thematiken wie dem Schulbau (Schottland). Ebenso zentral ist das Hinausgehen über das Deklarative durch eine Verknüpfung von konkreten geplanten Maßnahmen mit jeweils Verantwortlichen und mit festgelegten Zeitplänen für die Umsetzung. Zur Kontrolle der Einhaltung sollte eine Instanz wie die in Finnland, Schweden und Schottland bestehenden Räte eingerichtet werden, die regelmäßig Berichte an die Öffentlichkeit formuliert. Die Institutionalisierung der Architekturpolitik, insbesondere in Form interministerieller Gremien, aber auch analog zu den britischen Design Champions, den genannten Räten oder den niederländischen Stiftungen, ist Basis für eine langfristigere Entwicklung. Ein wichtiger Schritt ist die Implementierung direkt auf der lokalen Ebene statt nur übergeordnet, wie etwa im Falle der Stiftung Architectuur Lokaal, der britischen Design Champions, der finnischen Regionalarchitekten, der französischen CAUE, der Gestaltungsbeiräte und der in die meisten Konzepte integrierten Architekturhäuser,wobei diese lokalen Instanzen gut vernetzt sein müssen. Zu dieser Ebene müssen auch die für jede erfolgreiche Architekturpolitik zentralen Vermittlungsinstrumente zählen, von der Schule bis zur Erwachsenenbildung und insbesondere mit zielgruppenspezifischer Ausrichtung, etwa für öffentliche AuftraggeberInnen oder Wohnbauträger (England). Schließlich sollte die Förderung der Innovation in der Baukultur Teil jeder Architekturpolitik sein: von der Forschungsförderung bis zur breiten Anwendung von Wettbewerben und offenen Verfahren, die die optimale Nutzung auch junger Potenziale erlauben.