1-2/2007 Anonym im Netz

Aktuelle Diskussionen über Vorratsdatenspeicherung, die für die Einschränkung des Persönlichkeitsschutzes beanspruchte Terrorismushysterie und wohl nicht zuletzt die rechtlichen Risiken, die gewissen Webnutzungspraktiken mit sich bringen, die mit dem bestehenden Urheberrecht nicht immer ganz konform gehen, lassen schon manchmal den Wunsch nach Anonymität im Internet aufkommen. Doch es braucht keine staatlichen Institutionen und richterlichen Befehle, um die Identitäten hinter IP-Adressen zu lüften: Software wie Visual Route kann jeder erwerben und findet damit den Wohnort zur IP. Die gute, wenn auch heutzutage nicht selbstverständliche Nachricht lautet: es ist nicht illegal, anonym zu surfen. Ein simpler Weg zur Anonymität sind Websites wie Anonymization: man besucht die Site, tippt dort in ein Feld die URL, die man anonym sehen will, und ist ab hier unsichtbar – wenn man dem Anonymitätsanbieter vertraut, der all die Daten erhält, die sonst direkt an die besuchte URL gesendet werden. Ähnlich funktionieren Proxy-Server (Liste beispielsweise aufProxz.com), die etwas komplexer zu bedienen sind: in den Einstellungen des Browsers legt man IP und Port des Proxy fest, über den dann alle weiteren Schritte im Web laufen, die somit unsichtbar werden – wieder mit der Einschränkung, dass der Proxy-Betreiber selbst die Daten natürlich erhält. Außerdem ist es unklar, ob ein solcher Betreiber im Falle des Falles seine Daten herausgeben muss. Um einiges avancierter sind Dienste wie JAP (Java Anon Proxy) von der TU Dresden oder TOR (The Onion Router) von der Electronic Frontier Foundation. Bei JAP ist der Quellcode frei verfügbar und somit überprüfbar – es muss ein Java-Programm am eigenen Rechner installiert werden, das es erlaubt, über den Umweg mehrerer Zwischenstationen (Mixe) zu surfen. Die Wege aller JAP-User sind wild gemischt und dadurch komplett unverfolgbar, auch für die JAP-Betreiber selbst. Natürlich wird dadurch, ebenso wie bei den Proxies, das Surfen langsamer als beim direkten Weg. TOR funktioniert ganz ähnlich und ist außerdem unter dem Namen Torpark mit einem mobilen, vom USB-Stick startbaren Firefox-Browser kombiniert, der auch auf dem Rechner, von dem aus man surft, keine Spuren hinterlässt. Und schließlich gibt es noch, als kleine Hilfe bei unangenehmen Registrierungsprozeduren, die 10-Minute-Mail: Dort kann man sich eine e-Mail-Adresse für 10 Minuten holen, Antworten werden auf der Website des Dienstes sichtbar, und man kann sie innerhalb der 10 Minuten auch beantworten. Danach verschwindet die Adresse spurlos – ideal, wenn man nicht sicher ist, bei wie vielen Spammern die eigene Adresse landet, die man auf einer Website angibt…

visualroute.visualware.com
www.anonymization.net
www.proxz.com
anon.inf.tu-dresden.de
tor.eff.org
www.torrify.com
www.10minutemail.com