2009
Eine demokratische Idee der Gestaltung
„Eine demokratische Idee der Gestaltung. Robert Temel im Interview mit Martina Fineder und Thomas Geisler“, in: Die Angewandte. Thema Social Design, Magazin der Universität für angewandte Kunst Wien, Ausgabe 02/2009, S. 4–6
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Ausschnitt S. 4:
Ihr habt kürzlich das zentrale Werk von Victor Papanek, „Design for the Real World. Human Ecology and Social Change“ von 1971 mit Florian Pumhösl und Gerald Bast auf Deutsch herausgegeben. Hat dieses Buch für Euch historischen Wert oder gibt es einen relevanten Bezug zur Gegenwart?
Martina Fineder: Das Buch ist ein historisches Dokument, das im Laufe der Jahrzehnte seine Bedeutung gewandelt hat: vom Schlüsselwerk der kritischen Designbewegung in den 1970er-Jahren zu einem Kultobjekt und Designklassiker in den letzten fünf bis zehn Jahren. Wenn man die Rezeptionsgeschichte in den letzten vier Jahrzehnten betrachtet, sieht man, dass die Themen, die in dem Werk behandelt wurden, im Design stets eine zentrale Rolle hatten, und die Konzepte, die sich auf das Buch beriefen, von Beginn an besonders kritisch beäugt wurden. Heute ist Design für die reale Welt zu einem Claim geworden, einem Schlagwort wie Green Design oder nachhaltiges Design. Das Schlagwort taucht oft zusammen mit dem Begriff Social Design auf, der für Ausstellungsprojekte, Web-Blogs und Veranstaltungen benutzt wird, die oft mit dem eigentlichen Werk fast nichts mehr zu tun haben.